ASMO-Herbstausflug 2024

Eine Reise nach Poschiavo und ins Engadin

Von Major Werner Reiser, Arbon September 2024

 

Am 21. September 2024 trafen sich bei schönstem Wetter 18 ASMO-Mitglieder mit 10 Begleiterinnen um 10.00 Uhr im Cafi Binari zu Cafi und Gipfeli. Gross war das Staunen von einigen Mitgliedern, als Sie das Schild «heute geschlossen» gesehen haben. Nun, dem war aber nicht so, die freundliche Besitzerin hatte speziell für uns ihr Restaurant am Samstag geöffnet. Froh gelaunt und guten Mutes sind wir dann gemeinsam zum nahegelegenen Bahnsteig der RHB gelaufen.

Dort angekommen wurde der Lokomotivführer und der Zugchef von uns mit Cafi und Gipfeli versorgt. Die Mannschaft der RHB muss gut versorgt werden. Ohne Probleme konnte unsere ASMO-Reise ins Puschlav und ins Engadin beginnen.

Die Reise führte am Anfang durch das Prättigau durch den Vereina Tunnel ins malerische Engadin nach Samedan.

Die ersten Gespräche konnten in gemütlichen kleinen Gruppen erfolgen. Alte und neue Geschichten wurden ausgetauscht. Alle Jahre wieder einfach schön.

Mit etwas Verspätung sind wir dann in Samedan um 12.15 Uhr angekommen. Dort hat uns unser Kollege Pierre-Dominique Hool herzlichst begrüsst. Als Ansässiger in Bever im Engadin hat er diesen Teil der Organisation übernommen. Pierre-Dominique führte uns direkt ins Hotel Terminus gegenüber vom Bahnhof, wo wir unser Mittagessen, ein kaltes Plättli mit Rotwein und Mineralwasser eingenommen haben.

Dank der guten Organisation von Pierre-Dominique konnten wir umgehend mit dem Essen beginnen und unsere Verspätung hatte so keinen Einfluss auf das weitere Programm.

Auch die «Vegetarier» wurden schnell gefunden und dementsprechend mit einem schönen grossen Salat verpflegt.

Nach nur kurzer Zeit haben wir in Samedan das Postauto nach Poschiavo bestiegen.

Trotz Reservation wurde die Sitzplatzbelegung noch zu einer kleinen Aufgabe für uns alle. Verschiedene Reisende wurden wegen eines Strohmausfalls auf dem RHB-Netz zu Umplanungen ihrer Reisen gezwungen und mussten auf «unserem Postauto» ihre Reise fortsetzen.

Am Ende hatten aber alle Teilnehmer/innen einen sicheren Sitzplatz und so konnte die Reise über den Bernina Pass beginnen.

Unser freundlicher Chauffeur hat uns dann sicher über den Bernina Pass gefahren. Eine gemütliche Fahrt mit einem vollgefüllten Postauto!

Viele schöne Eindrücke und eine herrliche Aussicht auf das Puschlav hat uns die Fahrt mit dem Postauto gebracht.

Nach 14.00 Uhr sind wir dann in Poschiavo sicher und gut gelaunt angekommen.

Dort wurden wir von Carlo Isepponi, ein gebürtiger Puschlaver, empfangen. Dank den guten Beziehungen von Carlo konnten wir im Hotel Albrici, dem schönsten Hotel in Poschiavo, unsere 18 Zimmer beziehen und so eine Nacht in einem wunderschönen Hotel verbringen.

Was wir natürlich nicht wussten, dass sich die Kirchenglocken der evangelischen Kirche und der katholischen Kirche stündlich über die ganze Nacht mit ihren Glockenklängen konkurrierten. Für einige hat sich dies sicherlich auf den tiefen Schlaf ausgewirkt.

 

Eine zufriedene Gruppe versammelt sich vor dem Hotel Albrici!

Um 15.30 Uhr durften wir unter der sehr kompetenten Leitung von Carlo Isepponi und Moreno Raselli, dem Leiter der Museen in Poschiavo, einen Rundgang durch Poschiavo geniessen.

Vorbei an den Kirchen, schönen Häusern haben wir sehr viel über die Geschichte von Poschiavo erfahren.

Danach hatten wir noch etwas Zeit, uns im Zimmer frisch zu machen und uns auf das Abendprogramm vorzubereiten.

Um 18.30 Uhr durften wir den Apero im Museum Casa Console geniessen. Ein feiner fruchtiger Weisswein aus der Region mit Apero Gebäck: Sfoglie – und Focacce miste aus dem Hotel Albrici, hat den Rundgang durch das sehr interessante Museum mit vielen schönen und wertvollen Gemälden abgerundet.

Gross war das Staunen der Teilnehmer/innen über die einzigartige Kunstsammlung, die niemand in dieser Form erwartete.

Danach hat uns Moreno nochmals in die Geschichte und wichtigen Daten über das Puschlav sehr interessant und mit viel Herzblut weitergegeben. Besonders das Hochwasser vom 18. – 19. Juli 1987 war eine interessante Geschichte.

In Poschiavo brachen am späten Abend des 18. Juli aus dem Val Varuna riesige Schuttmassen hervor und stauten das Hochwasserführende Poschiavino. Nach dem Durchbruch des Poschiavino wälzten sich unvorstellbare Wasser- und Schuttmassen durch den Dorfkern und bewirkten Verwüstung und Zerstörung. Strassen und Plätze wurden metertief aufgerissen, Gebäudefundamente unterspült. Fassaden stürzten ein. Ein Grossteil aller Häuser hatte überflutete Keller und unbewohnbare Räume im Erdgeschoss. Ein Highlight der Reise!

Anschliessend ging es zurück ins Hotel Albrici, wo wir von Frau Valentina Guerranti über die spannende Geschichte des Hotels Albrici informiert wurden. Da wurde es uns bewusst, auch hier sind wir in einem Museum angekommen!

Inmitten des Borgo von Poschiavo, eines Ortsbilds von na­tionaler Bedeutung, liegt an der Piazza comunale das Hotel Albrici. Das ausgewogen proportionierte Gebäude ist neben der Kirche das bedeutendste Gebäude am Platz. Seine kulturgeschichtliche Bedeutung und seine architektonischen Qualitäten sind ausserordentlich. Das imposante Patrizierhaus wurde 1682 vom Podestà (Bürgermeister) Bernardo Massella als repräsentativer Wohnsitz erbaut und mit aus­serordentlichen Prunkräumen ausgestattet.

Einzigartig ist insbesondere der sogenannte Sibyllensaal im ersten Obergeschoss, der neben einem reich verzierten Renaissancetäfer und einer imposanten Kassettendecke zwölf Sibyllenbilder enthält, die um 1700 im süddeutschen Raum entstanden.

Durch Heirat ging das Haus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an den Baron Franz Maria de Bassus. In der von ihm 1780 eingerichteten Druckerei wurde die erste italienische Ausgabe von Goethes Leiden des jungen Werthers gedruckt. Seit 1828 gehörte der Wohnpalast der Familie Albrici, die dort eine Herberge einrichtete. Diese Umnutzung bedeutete für Poschiavo den Beginn der touristischen Entwicklung, unterstützt durch den 1865 vollendeten Ausbau des Berninapasses zur Kutschenstrasse. Seit 2004 gehört das Hotel der heutigen Eigentümerschaft, welche sich mit viel Hingabe um den Erhalt der historischen Räume bemüht. Im Innern ist noch das herrschaftliche Bedürfnis der adeligen Familien früherer Zeiten nach Repräsentation erlebbar. Das respektvolle Weiterbauen im denkmalpflegerischen Bestand ist den jungen Architekten vorzüglich gelungen. Bereits 1998 erhielt das Haus von Icomos eine besondere Auszeichnung «für den Erhalt des wertvollen Sibyllensaals und die gezielten Restaurierungen im ganzen Haus». Seit dem Gründungsjahr 2004 ist das Hotel Albrici Mitglied von Swiss Historic Hotels.

Das Nachtessen mit einer Puschlaver Spezialität: Geschnetzeltes Kalbsfleisch «Baron de Bassus» mit schwarzer Polenta (Buchweizenmehl) hat allen sehr gemundet und so konnte der sehr interessante Tag nach dem Essen in gemütlicher Runde noch genossen werden.

Am Sonntagmorgen ging es nach dem Frühstück um 08.30 Uhr dann wieder weiter. Eine illustre Gruppe wanderte über den Poschiavino und über die Hauptstrasse zum Bahnhof von Poschiavo.

Dort angekommen mussten wir nicht lange auf den Bernina Express in Richtung Pontresina warten.

Zusammen mit Touristen aus Amerika und Indien haben wir die schöne Reise genossen und uns an den schönen Alpenbildern kaum satt sehen können. Es ist immer wieder ein schöner Anblick und es wird uns wieder bewusst, wie schön wir es in der Schweiz mit den verschiedenen Landschaften und Seen haben.

In Pontresina haben wir dann auf ein eigens für uns reserviertes Postauto gewechselt. Mit grossem Einsatz konnten wir die chinesischen Touristen vom Einsteigen in den Bus hindern. Nach einer kurzen Fahrt sind wir dann in Bever angekommen, wo uns eine schöne Wanderung Richtung Gasthaus Spinas auf dem Weg zum Albula Pass bevorstand.

Gemütlich konnten wir die 4 km in lauschigen Lärchenwäldern und unter der Beobachtung von «Eichhörnli» bis zum Gasthaus Spinas zusammen geniessen. Eine gelungene Abwechslung zum Sitzen im Zug und feinem Essen in den verschiedenen Restaurants.

Im Gasthaus Spinas angekommen, wurden wir von Bündner Regierungsrat Martin Bühler herzlichst empfangen. Martin war als UNO-Militärbeobachter in der UNTSO unterwegs, aber noch kein Mitglied der ASMO. Mit einem «offiziellen Grusswort der Bündner Regierung» hat uns Martin in die Geschichte des Kantons eingeführt.

Zusammen mit ehemaligen Ausbildern am SUNMOC 2003 in Stans konnten einige alte Erinnerungen ausgetauscht und aufgefrischt werden. Zum Abschluss konnten wir ein neues ASMO-Mitglied aufnehmen! Nochmals besten Dank an Martin.

Auch hier war das Essen hervorragend und so konnten wir frisch gestärkt uns um 15.00 Uhr wieder zum Bahnhof Spinas begeben, wo uns die RHB mit einem alten Bahnwagen erwartete. Die Reise ging nun via Thusi und Tiefencastel über zahlreiche Kehrtunnels in Richtung Chur.

In Chur mussten wir in nur kurzer Zeit in den Zug nach Landquart umsteigen. Leider blieb uns da nicht genügend Zeit, um uns nochmals im reservierten Abteil zu treffen. So endete ein Wochenende voller schöner Eindrücke und Erlebnisse zwischen «SBB Kinder Spielwagen» und herumstehenden anderen Fahrgästen der SBB.

Teilnehmer/innen: Urs Casparis, Ralph Ganter, Martin Greber, Beat und Madeline Haenni, Christine Heggli, Pierre-Dominique Hool, Gregor und Anita Kaufmann, Bruno und Arlette Moor, Hansjörg Oettli, David Pavlik, Werner Reiser und Michaela Schadegg, Brigitte Rindlisbacher, Pius Rohner, Felix Rosenberger, Roger und Ursula Sauder, Beat und Elise Spycher, Franz und Beatrice Zürcher, Adrian und Naa Dedel Zurmühle.
Gast: Martin Bühler